Wenn bei wiederholten PSA-Kontrollen ein erhöhter Wert oder ein deutlicher Anstieg vorliegt, kann dies die Indikation zu einer Gewebeprobe (Biopsie, Stanzbiopsie) der Prostata darstellen, um ein Prostatakarzinom möglichst frühzeitig zu entdecken.
Bisher galt als Standard die ultraschallgezielte systematische Entnahme von 12-16 Gewebeproben aus der Prostata über den Mastdarm.
Seit Einführung der multiparametrischen MRT der Prostata (mp-MRT-P) hat sich ein definiertes Beurteilungssystem entwickelt in dem spezialisierte Röngenfachärzte die Lokalisation von Verdächtigen Herden beschreiben (PI-RADS-System).
Bisher wurde bei Patienten bei denen in der mp-MRT-P verdächtige Herde lokalisiert wurden in unserer Ordination eine sogenannte kognitive Fusionstherapie durchgeführt. Das bedeutet, dass der Arzt die MRT-Bilder mit dem Herd in seinem Gehirn abspeichert und diese Informationen bei der ultraschallgezielten Gewebeprobe mit berücksichtigt.
Nach einer Testphase im Februar 2017 und einer ca. fünfjährigen Vorbereitungsphase können wir nun ab April 2017 unseren Patienten die Weiterentwicklung dieser Technik anbieten.
Unter der technisch-digitalen Fusionsbiopsie versteht man die Überlagerung spezieller Magnetresonanzaufnahmen der Prostata (mp-MRT-P) mit der in Echtzeit durchführten transrektalen Ultraschalluntersuchung bzw. Biopsie der Prostata.
Durchführung einer multiparametrischen MRT der Prostata in einem dafür ausgerüsteten Zentrum (es werden die Informationen der Magnetresonanzuntersuchung auf drei verschiedene Arten ausgearbeitet) und Befundung durch einen in Beurteilung und Lokalisation erfahrenen Radiologen/eine Radiologin. Die Untersuchung muss in einer strengen axialen Ausrichtung erfolgen, da sonst die spätere Fusion mit dem transrektalen Ultraschall nicht möglich ist.
In einem komplizierten technischen Verfahren werden die Umrisse der Prostata in den MRT-Bildern eingezeichnet und die verdächtigen Herde vom Radiologen markiert.
Die Geräteausstattung mit dem BIO-JET-System ermöglicht die Fusion der MRT-Bilder mit dem Ultraschall und ist die Voraussetzung, dass eine technisch-digitale Biopsie auch möglich ist. Neben der entsprechenden Soft-ware ist auch eine hochtechnische Geräteausstattung erforderlich.
In unserer Ordination steht dafür ein High-end-Ultraschallgerät mit zwei unterschiedlichen transrektalen Ultraschallsonden zur Verfügung. Damit haben wir die Möglichkeit je nach Herdlokalisation und individueller Anatomie der Prostata uns für den besten Zugangsweg zu entscheiden.
Der Patient liegt in Rückenlage mit abgewinkelt gestützten Beinen (Steinschnittlage). Der transrektale Schallkopf wird an einem nach allen Richtungen beweglichen und auch fixierbaren Arm befestigt und in den Mastdarm eingeführt.
Nach entsprechender lokaler Betäubung und ev. auch entsprechender Sedoanalgesie wird die Prostata mit dem Ultraschall gescannt und dann die Überdeckung mit den MRT- Bildern durchgeführt.
Über einen speziellen Transporteur kann dann jede Stelle der Prostata gezielt biopsiert werden und jede einzelne dieser Biopsien in einem individuellen graphischen 3D-Modell der Prostata abgespeichert werden. Dies ermöglicht jederzeit auf diese Dokumentation zuzugreifen und stellt eine wertvolle Information für nachfolgende Therapien (Operation, Strahlentherapie, Brachytherapie, Active surveillance) bzw. Kontrollen dar.
In Abhängigkeit von den individuellen Gegebenheiten des Patienten ist es uns möglich neben dem transrektalen Zugang nun auch über den perinealen Weg die Prostata zu biopsieren. Dies ist insbesondere bedeutsam, da dadurch Infektionen durch Keimverschleppung (gerade auch im Hinblick auf die dramatische Zunahme von gegenüber Antibiotika multiresistenten Darmkeimen) nahezu zur Gänze ausgeschlossen werden können.